Vor Jahren I

Fest krallten sich die kleinen roten Hände in das schwarze Haar des Größeren. Ein halb fauchender, halb schreiender Ton schallte in dem großen Raum und wie als wäre ein Windstoß durch das Zimmer gefegt, bewegte sich der Größere halb stolpernd, halb fliegend einige Schritte zurück – nur leider fegte dieser Windstoß auch unkontrolliert sämtliche Gefäße auf dem Tisch neben den beiden Streithähnen um. Eine Flasche hielt sich noch taumelnd am Rand des Abgrunds des Tisches doch da Flaschen nun mal keine Arme haben, war sie der Schwerkraft hilflos ausgeliefert und zersprang klirrend auf dem Steinfußboden. Gleichzeitig gab die kleine Besitzerin der roten Hände gurgelnde Laute von sich, während ihre Zehenspitzen nur noch knapp den Boden berührten. Es begegneten sich die zornigen glühendgelben Blicke.

Plötzlich wurde lautstark eine Tür geöffnet. Harte Sohlen klackten zielgerichtet und rhythmisch auf dem Boden. Das Band der Blick brach und beide sausten zu der hereinkommenden Person. Das Gurgeln hatte aufgehört, da die Kleine erschrocken die Luft anhielt. Ebenso ließ der Druck auf ihrer Kehle spontan nach, als sich die beiden Streithähne unter einem scharfen roten Blick mit schmerzverzehrten Gesichtern an gegenüberliegenden Wänden wiederfanden.

„Danril! Eldira! Wie oft habe ich Euch gesagt, dass im Haus nicht gekämpft wird?!? Und Du, Eldira, hast es strengstens untersagt bekommen Deine Macht zu nutzen,“ mit einer harten aber eleganten Geste deuteten die gepflegten und beringten Finger auf die zerstörte Flasche, „bevor Du auf der Akademie bist.“

Weiße Zähne wurden in dem kleinen feuerroten Gesicht offenbar. Wütend, widersprechend.

„Eldira! Lass Dich nicht von Deinem Zorn beherrschen.“

Ein trotziges Fauchen.

„Ein Sith begehrt nicht auf!“ Ein erwachsenes gedämpftes Fauchen zischte dem kleinen Gesicht entgegen.

„Aber ich möchte doch auf die Akademie und…“

„Du wirst nächstes Jahr nach Korriban gehen. Nicht früher. Ich bin es leid mit Dir darüber zu diskutieren. Bis dahin hast Du Dich zusammen zu reißen und keine, KEINE, Macht zu manipulieren.“

Ein leises fauchendes Grummeln.

„Hast. Du. Mich. Verstanden?“

„Ja, Mutter.“

„Gut.“ Der kleine rote Körper plumpste an der Wand zu Boden. Erneut blitzten die weißen Zähne auf bevor die Unterlippe vorgeschoben wurde. Die zwei kleinen Kieferfortsätze bebten vor Wut.

„Und nun zu Dir, Danril. Du bist kein Kind mehr. Du bist Akolyth seit einigen Jahren. Verhalte Dich entsprechend.“

„Ja, Mutter.“ Antworte der Neunjährige schuldbewusst.

„Dein Vater will mit Dir sprechen.“

Der schlacksige Körper des Jungens wurde von der Wand vor die Tür befördert, ein ängstlicher Blick wendete sich der Tür am Ende des Ganges entgegen. Dann entfernten sich ebenso klackend und zielgerichtet die Schritte wieder.

Zurück blieb ein kleines fünfjähriges Mädchen, deren gelbe Augen mit Tränen des Zorns schwammen. Ebenso wütend flogen einige Kissen von dem Sofa und schlugen wie eine dumpfe Aussage an die nächste Wand.