Seeria – 1.12.13NVC

*Ein kurzes Rauschen ist zu hören, dann räuspert sich die ruhige weibliche Stimme*

Logeintrag. Padawan Seeria Khor. Lokation: Tython.

Meine Ankunft auf Tython ist nun ungefähr eine Woche her. Ich stelle täglich fest, dass der Ablauf des Tages und das Verhalten der anderen hier Anwesenden, mir fremd geworden sind dadurch, dass ich in den letzten Jahren zu viel Zeit mit Meister Baado verbracht habe. Die Jedi, die wir während der Zeit für eine längere Dauer an unserer Seite hatten waren eben genau dies – Jedi auf einer Mission. Die Padawane hier scheinen durch das ruhige Leben auf Tython geprägt zu sein. Die Gespräche, welche ich bisher mitbekommen habe, drehen sich hauptsächlich um Treffen in der Messe oder die unterschiedlichsten Aspekte von Trainingseinheiten. Eklatanter ist dies noch bei den Jünglingen zu betrachten. Ich frage mich, ob sich die jungen Padawane bewusst sind, dass wir uns im Krieg befinden. Ebenso frage ich mich, ob sie sich wirklich bewusst sind über all das Wissen, was es zu erforschen gibt. Sind sie vorbereitet darauf mit anderen Kulturen in Berührung zu kommen auf diplomatischen Missionen? Sind sie vorbereitet darauf ihre Klinge gegen jemanden zu führen mit der Sicherheit, dass dies den Tod für ihren Gegenüber bedeutet? Sind sie vorbereitet auf das Leiden, welches schon vor ihrer Haustür in den unteren Ebenen von Coruscant beginnt?

Ich befürchte nicht. Und daher habe ich den Entschluss gefasst mich mit ihnen näher zu beschäftigen und dafür meine eigenen Studien straffer zu organisieren. Ich werde Rücksprache mit Meister Teriso halten müssen.

Meister Teriso ist nun seit einigen Tagen mein Meister. Ich schätze es sehr, dass eine Person, die Meister Baado so sehr respektierte, mich als sein Padawan annahm. Er ist sehr anders als Meister Baado. Sehr viel ruhiger. Seine Präsenz strahlt eine gefestigte Ruhe aus wie ein durch die Zeit glatt geschliffener Fels auf erdigem Boden und doch wirkt sie tief und klar wie einer dieser Bergseen dessen klares Wasser das Auge trügt und man dadurch, dass der Boden sichtbar ist, annimmt, dass der Grund nur eine Armeslänge entfernt ist obwohl es viele hundert Meter sind. Er ist jemand, zu dem ich aufsehe. Dessen Präsenz mich einfängt und mir dabei hilft meine Gedanken, welche sich manches Mal zu sehr verschachteln, klar zu strukturieren. Meister Baado war mir ein Freund und ein Vater. Seine Präsenz war tiefgründig. Doch war er nie ein Fels. Er war wesentlich… lebendiger. Er gab mir Halt aber er zog mich auch mit. Meister Teriso zieht nicht. Er deutet die möglichen Richtungen an und hilft einem dabei die richtige Entscheidung zu treffen. Und zugegebener Maßen fragt er dann noch einmal nach warum man nun diesen Weg gegangen ist. Dort wo Meister Baado direkt gezeigt hat, was der richtige Weg ist dadurch, dass er ihn gegangen ist und einen mitgenommen hat – manches Mal hat er einen auch auf dem falschen Weg mitgenommen, um zu zeigen warum eben dieser Weg der falsche ist – führt Meister Teriso einen zu einem tieferen Verständnis über die Zusammenhänge und wirklichen Hintergründe. Er zeigt einem den Grund des Sees. Es ist eine Variante die Strömungen eines Sees auszunutzen um sich fortzubewegen – es ist eine andere zu wissen woher diese Strömungen kommen.

Ich bevorzugte stets zu wissen warum etwas so ist wie es ist. Nur wenn man wirklich reflektiert hat über die Zusammenhänge kann man wirklich eine Meinung bilden. Auch wenn ich es nicht für nötig erachte zu jeglichem Thema eine Meinung zu haben. Jedoch ist es immer von Vorteil einen Weg zu kennen, dessen Beschreiten einen positiven Effekt hat.

Wobei zu bedenken ist, dass es zu viele Wege gibt an dessen Ende nur Übel steht. Doch wie soll man in Situationen, in denen man nur wählen kann zwischen zwei Übeln entscheiden, welches davon das geringere ist, wenn man nicht wirklich verstanden hat warum es so ist, wie es ist. Mir wurde oft gesagt, dass ich zu viel bedenke, zu viel abwäge, zu viel reflektiere. Aber ich kann nicht verstehen, wie es dort ein “zu viel” geben kann. Das zu viel ist doch nur erreicht, wenn die Reflektion einen davon abhält einen Weg zu beschreiten zu dem Zeitpunkt an dem es nötig ist sich zu bewegen.

Es ist meine Überzeugung, dass es nie einen Endpunkt von Reflexionen geben kann und darf. Und selbst wenn ich nur die Beispiele der Unterhaltungen der letzten Tage nehme, so ist dies Beweis dafür genug.

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An dem Abend, an dem ich ankam, sprach Meister Teriso mit Meister Alde, einer Captain Ivory Solice und einem Herrn Alan O’Brain. Herrn O’Brain habe ich danach noch einmal getroffen und mich länger mit ihm unterhalten können. Er ist wirklich…ja, ungewöhnlich beschreibt es sehr gut. Mir scheint, dass er eine Geistesstörung hat und doch ist er sehr intelligent. Es ist beeindruckend sich mit ihm zu unterhalten und obwohl wir nur einmal länger sprachen, bin ich voller Vorfreude auf ein nächstes längeres Gespräch. Durch seine andere Art zu denken löst er etwas in mir aus, dass mir hilft noch weitere Blickwinkel zu beleuchten. Nach unserem Gespräch habe ich viele Stunden über Harmonie und Chaos meditiert. So viele Fragen stellen sich und können nicht beantwortet werden! Ich nehme mir jeden Tag etwas Zeit für diese Thematik. Ich meditiere oder schreibe meine Gedanken unstrukturiert herunter oder suche nach Literatur im Archiv. Mein Ziel ist es eine Abhandlung zu schreiben, eine strukturierte Übersicht von verschiedenen Denkansätzen und vielleicht, kann ich als Fazit eine eigene Meinung präsentieren. Doch dies ist nicht unbedingt nötig. Ich werde über das Thema noch mit anderen Personen sprechen, vor allem würde ich gerne mit Meister Teriso darüber debattieren.
Ich nehme an, Herr O’Brain schätzt Meister Alde und Meister Teriso sehr. Vor allem ersteren. Und ich nehme ebenso an, dass auch diese beiden ihn und seine ungewöhnliche Sicht auf die Welt zu schätzen wissen.

Wäre es nicht schlimm wenn man irgendwann in seinem Leben an einem Punkt angekommen wäre an dem es keinen zusätzlichen Blickwinkel auf eine Thematik gäbe?