Lichtstrahl
Ein schweres Rätsel ist das Leben,
allein die Liebe löst es auf.
Der Graf, oder viel mehr Aiden, wie ich ihn für mich nun mehr nenne, kommen uns langsam immer näher. Nun fühlt sich die Entwicklung auch angenehm und natürlich an und nicht so Knall auf Fall wie vor wenigen Monaten. Manches Mal werde ich jedoch nicht aus ihm schlau. Einerseits begegnet er mir offen und scheint sich stets zu freuen mich zu sehen, ebenso Ronyssa. Andererseits ist er oft still mir gegenüber, rückt bei manchen Themen gar nicht mit der Sprache heraus oder sagt zu einigen Gesprächsthemen gar nichts. Vielleicht ist er im Endeffekt doch ein verletzlicher und nachdenklicher Mann und schafft es nur in anderer Gesellschaft zu überspielen. Vielleicht ist es ein Kompliment an mich, dass er sich in meiner Gesellschaft nicht die ganze Zeit zusammen reißt und auch einmal still oder grummelig ist. Vielleicht ist es ein Zeichen dafür, dass er sich wohl in meiner Gesellschaft fühlt. Andererseits könnte es auch ein Zeichen dafür sein, dass ich es ihm trotz allem noch nicht wert bin, dass er sich anders gibt oder dass in meiner Gegenwart eben nicht die Nachdenklichkeit und schlechte Laune auf der Strecke bleibt, weil ich ihm beides nehme. Ich weiß es nicht. Es ist schwer dies einzuschätzen. Vor einiger Zeit sprach er davon mit Ronyssa gemeinsam in die Alik’r zu reisen und ebenso wollten sie nach Windshore. Was aus diesen Plänen geworden ist weiß ich nicht aber ich werde auch nicht nachfragen. Er wird schon nach seiner Zeit, seinen Verpflichtungen und seinen Intentionen zu entscheiden wissen.
Und auch wenn wir uns näher kommen so habe ich weiterhin das Gefühl, dass noch so viele Lücken zwischen uns sind. Ich weiß nicht, wie Aiden seinen Tag und seine Nächte verbringt. Wie sieht seine Welt aus? Ich hoffe, ich habe ausreichend deutlich gemacht, dass ich für Einladungen um ihn und seine Welt näher kennenzulernen stets dankbar bin und interessiert bin ihn auch bis ins kleinste Detail kennenzulernen. Doch zeigt er sich weiter bedeckt. Zwar hat er mich neulich geladen bei zu wohnen, als er sich für den Geschichtswettbewerb in einem der Gasthäuser hier eingeschrieben hat aber gleich war er wieder schlecht gelaunt. Er macht sich Sorgen, dass er verlieren könnt. Er, der Mann mit dem hohen Anspruch an sich selbst. Und egal was ich sagte, ich glaube selbst bei unserem trauten Spaziergang im Mondenschein konnte ich ihm diese Bedenken nicht gänzlich nehmen. Wäre ich dadurch eine schlechte Frau für ihn? Wenn es Cedric schlecht ging oder ihn Sorgen plagten, so wandte er sich stets an mich und ließ mich daran teilhaben obwohl ich so viel jünger war als er. Er erzählte mir immer genau welche Gedanken ihn umher trieben und ich konnte ihm oft seine Sorge nehmen. Manches Mal hilft es bereits wenn man etwas offen ausspricht und oft findet man dann selber eine Lösung. Ebenso wirken Sorgen, wenn man sie offen bespricht, oft viel kleiner als man es im Vorhinein angenommen hat. Vielleicht ist dieses bei Aiden nicht der Fall. Oder er, der sich, so glaube ich, jetzt solch eine lange Zeit alleine durch das Leben kämpfen musste, ist es einfach nicht mehr gewöhnt jemanden Vertrauten zu haben. Jemanden, den er nicht beschützen muss wie seine Tochter und jemand, der mehr Lebenserfahrung hat. Aber ich werde nicht müde ihm zu zeigen, dass ich dieser Jemand für ihn sein möchte. Dass ich gerne an seiner Seite stehe. Und dass er, der so wenig vertraut und sich stets um andere kümmert, durchaus auch jemanden finden kann, dem er vertrauen kann und der sich um ihn kümmert.
Er nennt mich stets die Löwin doch frage ich mich, ob er in mir nur die Eigenschaften einer Löwin sieht und im Endeffekt nur ein Tier oder ob er wirklich in mir eine Frau sieht, ja vielleicht gar eine begehrenswerte Frau. Aiden Wickham, ihr seid ein Rätsel und fast schäme ich mich, dass ich des Nachts hier in meinem bescheidenen Bett liege und mich mit diesen Gedanken um den Schlaf bringe ohne wirklich eine Antwort zu finden.
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