A new road

What if life is one grand adventure?

 

Gramfeste, vor einigen Wochen

Angestrengt rieb sich Savyna ihre müden Augen. Es war dunkel geworden während sie über die Bücher gebeugt war und versuchte die komplexe Kostenrechnung zu lösen, zu der ihr Vater sie gezwungen hatte. Still war es um sie herum ebenso geworden seit ihr Vater und ihr Bruder sich aus den angemieteten Geschäftsräumen entfernt hatten und wahrscheinlich gerade ihren Abend in dem örtlichen Gasthaus genossen. Etwas, was für Savyna augenscheinlich noch in weiter Ferne lag musste sie selber mit einem genervten Blick auf die eng mit Zahlen beschriebenen Zettel vor sich auf dem Tisch feststellen, wovon wahrscheinlich nur der geringste Teil für jemanden mit mehr Geschick in der Mathematik auch nur ansatzweise Sinn machen würden. Mit einem Seufzen ließ sie ihren Kopf auf die Tischplatte fallen. Es war eh niemand mehr da, der sie dafür tadeln würde oder im Falle ihres Vater ihr einen harten Schlag auf den Rücken geben würde. Ihr Blick fiel auf das Buch, welches sie heute morgen gelesen hatte und welches seit dem auf einem Regal unangetastet sein Dasein fristen musste.

Geschichten sind etwas für Kinder und simple Geister, die keine Ahnung von der Realität haben. Nur Zahlen bilden die Realität ab und erfinden nicht noch etwas Überflüssiges dazu.

Murmelnd wiederholte sie eines der vielen Mottos ihres Vaters. Eines, dass ganz besonders beliebt bei ihm war sobald er sie mit einem ihrer vielen Bücher oder in seinen Augen sinnlosen Geschichten irgendwo sitzen sah. Ihre eigene Meinung interessiert ihn dabei wenig und zugehört hatte er noch nie wenn sie damit argumentierte, dass es in ihren “sinnlosen Geschichten” auch um die Almsivi, große Kriege, reale Personen und dergleichen ging. Die Diskussion mit ihm darüber hatte sie jedoch schon vor einigen Jahren aufgegeben, da es einerseits in keinerlei Einlenken seiner Person endete oder, sollte sie zu heftig insestieren, nur in Gebrüll, Strafen oder Schlägen seinerseits.

Reflexartig schnellte sie jedoch wieder in den geraden Sitz als sich die Tür öffnete und ihre Mutter in den Raum trat. Hinter ihr her bewegte sich leise eine der vielen Angestellten der Familie, in diesem Fall eine Khajiit, deren Namen sich Savyna zugegebener Maßen nie merken konnte. Es war schon komisch, dass die ehemaligen Sklaven irgendwie Angestellte waren oder so, zumindest die Argonier. So ganz verstand sie die Regelung des Paktes nicht und die Vorteile dadurch. So ignorierte sie die Khajiit, die ihr ein kleines Tablett neben die Zettel legte, auf der sich eine Art klägliche Entschuldigung für das gute und reichhaltige Abendessen befand, welches Savyna durch ihre Unfähigkeit die Kostenrechnung zu lösen verpasst hatte. Der Blick aus ihren grauen Augen hielt sich hingegen auf der Mutter, welche mit einem mitleidigen Seufzen jedoch einem liebevollen Blick die fragwürdige Rechenkunst vor Savyna musterte.

“Iss, Kind, und dann gehe zu Bett. Ich habe schon angewiesen, dass das nötigste für Dich gepackt wird.”

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Es stellte sich heraus, dass das “Nötigste” in dem Fall die besten Kleider der jungen Frau waren. Und eben dieses “Nötigste” war gepackt worden für eine längere Reise nach Kragenmoor wo ihr Vater langwierige Gespräche mit Meran Dres führte – und Savyna als mögliche Braut präsentierte. Es war im Endeffekt sowohl für ihren Vater als auch für Savyna ein äußerst erfolgreicher Besuch. Für ihren Vater, da die Gespräche äußerst fruchtbar waren und die Verträge sehr zu seinem Vorteil verändert werden konnten und für Savyna, weil sie feststellte, was sie auf jeden Fall NICHT wollte. In diesem Fall Vorzeigefrau für einen Meran Dres werden. Sie hatte nichts gegen schöne Kleidung, gutes Essen, ein komfortables Bett und genug Gold für Bücher, Schmuck und sonstiges – auch wenn sie dieses eher als Selbstverständlichkeit ansah – dennoch hatte sie merkwürdige Vorstellungen von dem Konzept “Liebe” aus ihren Büchern erlangt, welches sie entschlossen war kennenzulernen bevor sie bereit war eine gute und fleißige Ehefrau zu werden. Außerdem warteten so viele Orte dieser Welt auf Erkundung – die Wüsten, Berge und grünen Wiesen. Ja gut, sie befanden sich im Krieg mit all den Völkern, die diese Orte bewohnten, aber sollte sie dies aufhalten? Böse Zungen würden behaupten, dass eine junge Frau wie Savyna, welche im Wohlstand aufgewachsen war und nie etwas anderes kannte als ein warmes weiches Bett und einen vollen Magen, sicher nicht geeignet dafür war irgendwelche Abenteuer zu erleben oder zu verstehen was es bedeutet im Krieg zu sein aber dies waren Gedanken, die Savyna, so es die Drei es für richtig erachteten, erst noch kennenlernen sollten. Für den Moment befindet sich unsere junge Heldin wieder in Gramfeste, mit neugierigem Blick und offenem Ohr auf der Suche nach Ablenkung, auf der Suche nach etwas Neuem.

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Gramfeste, vor zwei Tagen

Guter Dinge zog Savyna ihre Decke bis an ihr Kinn bevor sie sich auf die Seite rollte und sich somit in einen selbstfabrizierten Deckenkokon einkuschelte. Der Abend war nach anfänglichen Startschwierigkeiten ihrer Meinung nach recht positiv verlaufen. Sie hatte sämtliche Aufgaben ihres Vaters erledigen können und dann sogar noch genug Zeit gehabt sich ein wenig in der Stadt die Beine zu vertreten – unglücklicher Weise ohne ihr Taschentuch, welches einsam und verlassen sein Dasein auf der Kommode in ihrem Zimmer fristen musste.
Und so kam es wie es kommen musste, mitten auf ihrem Spaziergang stieg ihr irgendetwas in die Nase und verursachte einen Niesreflex der in seiner Stärke seinesgleichen suchte. Und dies ohne Taschentuch! Sie musste sogar ihre Nase hochziehen und das Mitten auf einem Platz in der Nähe des Gasthauses.

Es hatte sich herausgestellt, dass die einzigen Personen von Relevanz, die ihren Ausrutschter hätten mitkriegen können, eine Gruppe von männlichen Dunmer waren, die jedoch keinerlei Reaktion auf ihren undamenhaften Ausfall gezeigt hatten. Entweder sie hatten es nicht gehört oder keinen Sinn für das Benehmen einer Dame – wobei man sagen muss, dass es schon äußerst unfreundlich war, dass niemand ihr ein Taschentuch anbat. Aber vielleicht hatte niemand eines dabei, oder bereits benutzt – alles andere wäre auch wirklich unhöflich gewesen. Die Unterhaltung der Herren machten sie jedoch neugierig und so stellte sie sich so unbeteiligt wie möglich in die Nähe der Herren, um zumindest einige Gesprächsfetzen aufzuschnappen. Es ging um irgendeine Reise und irgendwie war der Kleine der Leibwächter von dem Rothaarigen und dieser vermummte Kerl war ja nun wirklich suspekt. Es zeigte sich jedoch, dass ihre angelesenen Künste in der Spionage nicht ausreichend subtil waren für die Herren, anscheinend hatten sie entsprechende Erfahrungen gesammelt. Und so kam es dazu, dass Savyna kurze Zeit später mit der besten neutralen und überlegenen Miene, die sie im Stande war zu präsentieren, vor den Herren stand, und sich vorstellte. Die Drei müssen es gut mit ihr gemeint haben, denn der höchste der Herren – ein Hyadriil Marvroth – war wohl ebenso mit Haus Dres involviert und kannte zumindest ihren Vater vom Namen her. Ihr selbst sagte zugegebener Maßen der Name Marvroth nichts aber dies musste den Herren ja nicht auf die Nase gebunden werden. Der Leibwächter war wohl nicht sonderlich begeistert von eben diesem Dasein und wohl noch weniger begeistert sich in einem Gasthaus aufhalten zu müssen. Savyna schmunzelte in ihren Deckenaufschlag, jedoch verstummte dieses Schmunzeln auch direkt wieder bei dem Gedanken an diesen anderen Kerl, diesen Lehrling. Ein unmöglicher Typ ohne Manier und voll von Selbstüberschätzung. Ihm würde es gut tun mal einige ihrer Geschichten zu lesen, um festzustellen was mit Kriegern passiert, die ihre Kräfte sowie ihre Position nicht einschätzen können – es würde ihm generell mal gut tun zu lesen hatte sie das Gefühl aber wahrscheinlich ist er wie ihr Vater und würde die Geschichten als unnützes Geschwätz ab tun. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr, der jedoch zu einem Gähnen wurde. Dieser Hyadriil und dieser Leibwächter scheinen jedoch einigermaßen gebildet zu sein auch wenn Hyadriil augenscheinlich eine so ausgeprägte magische Begabung wie ein Stück Brot hat. Aber sie waren interessant, das musst sie zugeben. Außerdem eine willkommene Abwechslung zu ihrem Alltag. Die junge Dunmer schlief mit der Hoffnung ein, dass sie vielleicht einmal mehr ihre Wege kreuzen würde und vielleicht war dies der Start in ihr Abenteuer…