Going to the mattresses
He’s thinkin’a going to the mattresses already.
Hart schlug die Faust ihres Vaters neben ihr auf dem Tisch auf. Savyna blinzelte nur einmal. Kein Zusammenzucken. Keine Schwäche oder Verunsicherung zeigen. Durchatmen. Rücken gerade. Nicht in die Augen sehen. Bloß nicht in die Augen sehen.
Ein Fehler, den ihr Bruder jedoch gerade beging. Hart klatschte ihm dafür das Pergament an die Wange, als er sich zum Ziel für den Anfall des Vaters machte, dessen Ursprung Savyna noch gänzlich unbekannt war, bevor es still und leise zu Boden flatterte.
“Wer hat dies geschrieben?”
Rücken gerade. Nicht in die Augen sehen. Nicht nach dem Zettel bücken. Nicht einmal zucken. Ihr Bruder hingegen, der anscheinend so ahnungslos wie sie selber war, beging den zweiten Fehler.
“Was geschrieben?”
Erneut krachte die Faust ihres Vaters auf den Tisch, so dass die Gläser darauf klirrten und etwas des teueren Weins auf die unzähligen Schriftstücke, die das Holz nahezu vollständig bedeckten, schwappte.
“Daynes,” merkte ihre Mutter leise, beruhigend von der Seite des Raumes an. Ihr Vater hingegen ließ sich natürlich nicht von der sanften Nennung seines Namens auch nur ansatzweise beruhigen. Ihre Mutter sollte nach all den Jahren der Ehe schlauer sein. Savyna verkniff sich jedoch jeglichen Kommentar und starrte einfach weiterhin geradeaus an die Wand. Stoisch ertragen. Wie immer.
“Ihr unnützen Blagen. Ihr arbeite Tag und Nacht für diese Familie, Eure Mutter arbeitet Tag und Nacht für Euch. Und was kriegen wir dafür? Ein Katalog Eurer Inkompetenz!” Ihr Vater begann sich wie üblich in Rage zu schreien. “Ihr seid nicht einmal in der Lage Eure Augen offen zu halten.” Der heiße Atem ihres zornigen Vaters strich über Savynas Gesicht als er sich zu ihr herunter beugte. “Und Du warst wahrscheinlich wieder versunken in einem Deiner sinnlosen Bücher ohne das wirkliche Leben zu verstehen. Nichtsnutzes Gör.” Savyna blinzelte. Fehler. “PAH!” Zornige Tropfen seines Speichels klatschten gegen ihre Stirn. Nicht. Blinzeln. Nicht. Wegwischen.
“Vater, ich…” meldete sich Zyrik ruhig von der anderen Seite des Tisches und zog damit für den Moment die Aufmerksamkeit und Aggressionen von seiner jüngeren Schwester.
“WAS? Möchtest Du mich weiter mit Deiner Inkompetenz langweilen? Wahrscheinlich macht es Dir auch noch Freude mit anzusehen wie unsere Familie den Bach runtergeht. Und eine Möglichkeit, die sich bietet, verschweigst Du. Du bist nicht so dumm, dass Du dies,” der Vater deutete mit latent violettem Gesicht auf den Boden wo der Zettel zu Beginn des…Gespräches zum Liegen gekommen war, “nicht gesehen hast. Und jetzt hast Du nicht einmal genug Mumm und Loyalität in Dir, dass Du mir sagst, von wem dieses kommt! Undankbarer Trottel!”
Insgeheim wusste ihr Vater, dass er unfair war. Zyrik war seit Jahren die rechte Hand an seiner Seite und gab alles für ihre Familie, ihr Haus und ihr Geschäft. Ein Geschäft, das weit entfernt davon war den Bach runterzugehen. Ihr Vater wusste das. In diesem Moment schien es ihm einfach nur egal zu sein. Seine Kinder ein guter Sündenbock dafür, dass er selbst nicht wusste, wer diesen ominösen Zettel geschrieben hatte. Savyna war es ja gewöhnt, dass sie für ihren Vater den Sündenbock für alles darstellte, was auch nur ansatzweise schief ging, aber dass Zyrik ebenso unter den Vorwürfen ihres Vaters zu leiden hatte war selten. Also musste diese Sache von wirklich hoher Wichtigkeit für ihn sein. Neugier regte sich in der jungen Frau. Für den Moment hieß es aber noch den Anfall ihres Vaters zu erdulden.
“Wir werden uns darum kümmern, Vater,” versuchte Zyrik es erneut ruhig.
“Das ist auch das MINDESTE was ihr tun könnt, um Euer Fehlen wieder gut zu machen. Wozu habe ich Euch denn in die Welt gesetzt und opfere für Euch mein Geld und meine Zeit? Halte das Geschäft erfolgreich, ermögliche Euch die beste Ausbildung? Langsam glaube ich dafür, dass Ihr mich und Eure Mutter immer und immer wieder enttäuscht. Pah!”
Mit diesen Worten rauschte ihr Vater aus dem Raum und schmiss die Tür hinter sich ins Schloss. Der Moment an dem die restlichen drei Personen im Raum hörbar tief durchatmeten. Ihre Mutter ging einige Schritte auf ihre Kinder zu und hob den Zettel vom Boden auf. Ruhig glättete sie diesen und legte ihn auf den Tisch.
“Hier, lest es Euch durch. Ich bin mir sicher, dass ihr die Aufgabe zur Zufriedenheit Eures Vaters lösen könnt.” Sie lächelte aufmunternd und ging dann ebenso aus dem Raum.
Savyna und Zyrik sahen sich für einen langen Moment an bevor sie endlich dazu kamen das ramponierte Schriftstück zu lesen und einen Schlachtplan zu entwickeln.
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